Blog des Monats im Juni: Interview mit Katharina Küllmer von essraum.com

Dass Kochen etwas mit Fürsorge, Kreativität und Lebensstil zu tun hat, lebt Katharina Küllmer von essraum.com eindrucksvoll auf Ihrem Blog vor. Die gelernte Hotelkauffrau und studierte Ökonomin hat das Zeug zur selbständigen Privatköchin und – ähnlich wie bei Toni und Bene von youarehungry.com – machen Experimentierfreudigkeit wie auch Gastlichkeit unsere Bloggerin des Monats Juni im Besonderen aus. Mehr über den kreativen Prozess, der hinter der Entwicklung von neuen Rezepten steht, über das Foodbloggen und andere kulinarische Projekte der Köchin mit Herz, lesen Sie hier.

Guten Tag Frau Katharina Küllmer. Vielen Dank, dass Sie sich etwas Zeit für unsere Fragen genommen haben. Erzählen Sie uns doch bitte erst einmal etwas über sich und Ihren Blog.

Hallo und vielen lieben Dank, dass ich hier die Möglichkeit habe, über mich und meine Leidenschaft zu sprechen. Mein Blog ess.raum ist meine Spielwiese, auf der ich mich neben meiner Arbeit als Rezeptentwicklerin, Foodstylistin, Foodfotografin und Privatköchin austobe. Der Blog ist mein virtuelles Portfolio und soll meine Leser an meinen kulinarischen Abenteuern und aufregenden Aromenkombinationen teilhaben lassen. Mir ist es eine Herzensangelegenheit, Liebe und Leidenschaft für gutes Essen zu vermitteln, anzustecken, zu begeistern und Mut zu machen, mit den Gewürzen und Zutaten zu spielen. Mein Wunsch ist es, dass ein kleiner Funke meiner Begeisterung und tiefen Liebe zum Essen überspringt. Auf meine Gäste, meine Kunden und alle um mich herum. Der virtuelle ess.raum soll den Lesern ein kleines bisschen meiner Leidenschaft und Liebe übermitteln. Er soll motivieren, selber kreativ zu werden und seiner Fantasie freien Lauf zu lassen. Er soll Mut machen, mit den Aromen zu spielen.

Wie entstehen Ihre Rezepte? Woher bekommen Sie die Kochinspirationen?

Meine Rezepte und Ideen sprudeln so aus mir heraus, aber natürlich braucht jede Kreativität auch ihre Inspiration. Das sind häufig Lebensmittel, die ich auf dem Markt sehe, das sind Gerüche, die Emotionen und Erinnerungen auslösen, die mit einem Gericht verknüpft sind, aber natürlich lese ich auch viele Kochbücher, Magazine, Blogs, Kolumnen und bin ein großer Fan von Pinterest. Häufig sind es nur Farben und Gerüche, die mich zu einem Gericht inspirieren. Ich benutze gern das folgende Beispiel um den Prozess ein wenig näher zu beschreiben. Die würzig-erdige Luft, die ich einmal bei einem wunderbaren Herbstspaziergang eingeatmet habe, hat mich zu einem neuen Kuchen inspiriert. Ich wollte diesen Nachmittag in einem Rezept einfangen. Schon als ich die Herbstluft eingeatmet habe, hatte ich einen orange-braunen würzigen Kuchen vor Augen. Zu Hause angekommen setzte ich mich hin und fing an zu zeichnen und Zutaten aufzuschreiben. Saftiger Kürbis, Ingwer, Muskat, Starkbier, viele Nüsse, Kaffee, Karamellbonbons… All dies wurde zu einem wunderbar saftigen Kuchen, der genau diese Herbstluft für mich einfing. Als Foodstylistin, Foodbloggerin und Foodfotografin setze ich diese Emotionen und diese Geschichte natürlich dann auch noch bildlich und mit Worten in Szene. Genau davon handelt auch meine erste eigene Workshop-Reihe, die ich zusammen mit Sonja Harnisch ab diesem Sommer anbiete. {Taste me a Story} – ein Workshop in Wort, Bild & Aromen soll Menschen den Gesamtprozess von einer Inspiration, bis hin zum Rezept, Bild und den passenden Worten näher bringen und dabei Mut machen, den eigenen Stil zu entwickeln.

Manuela Busch-Büchel, Gasprofi - Yehdou-FotografieTipp von Manuela Busch-Büchel:
Auf unsere Blog-Porträts werden wir immer wieder von unseren Kunden angesprochen. Wenn Sie wissen möchten, welche weiteren Projekte wir bereits vorgestellt haben, dann stöbern Sie auf unserer Blog des Monats-Übersichtsseite. Viel Spaß beim Lesen und Entdecken!

Wann und wie haben Sie Ihre Leidenschaft zum Kochen entdeckt? Gibt es Hilfsmittel und Zubehör auf das Sie nicht verzichten können?

Meine Leidenschaft für das Kochen begann sehr spät, erst mit Anfang Zwanzig. Plötzlich war sie da und wollte ausgelebt werden. Wie bei Allem bin ich auch bei meinen ersten Kocherfahrungen sehr perfektionistisch heran gegangen. Eine meiner ersten Kochversuche waren selbstgemachte Gnocchi – eine Katastrophe. Doch ich gab nicht auf und lernte so Stück für Stück das Kochen in Eigenleistung. Einfach durch Probieren und Machen.

Zum Kochen brauche ich nicht viele Dinge. Nicht verzichten möchte ich jedoch auf mein gutes japanisches Messer, meinen Falcon-Herd und die Holzkochlöffel meiner Oma.

Sie sind gelernte Hotelkauffrau und studierte Ökonomin. Wann war für Sie klar, dass Sie Ihre Kochleidenschaft als Privatköchin | Rezeptentwicklerin und Foodstylistin zum Beruf machen würden?

Direkt nach dem Abitur war klar, ich möchte eine Ausbildung als Hotelkauffrau machen. Schnell hatte ich den Traum selbständig zu sein, meine eigenen Ideen umzusetzen, kreativ zu arbeiten und vor allem Gastgeberin zu sein. Doch nach Abschluss der Ausbildung wusste ich noch nicht so recht wie. Ich entschied mich fürs Studium, um allgemeine Fähigkeiten für eine Selbständigkeit zu erlangen und um reifer zu werden. In dieser Phase hatte ich also die Freiheit, meine Ideen ein wenig zu konkretisieren und mich auszuprobieren. Nach dem Studium kam dann der Sprung ins kalte Wasser. Ich machte mich selbständig als Privatköchin und bin immer noch ganz baff wie gut das funktionierte. Mit der Zeit entdeckte ich meine Leidenschaft fürs Fotografieren und bald darauf füllte ich meinen Blog mit Leben. Einige Magazine und Zeitungen fingen an, sich für meine Fotos und Rezepte zu interessieren und heute, nach fast 3 Jahren Selbständigkeit arbeite ich hauptsächlich als Rezeptentwicklerin und Fotografin – oft für eigene Projekte, aber ich habe auch Auftragsarbeiten für Zeitungen und Magazine. Bald wird es auch online eine oder vielleicht auch zwei Kolumnen von mir geben. Mehr kann ich jedoch noch nicht verraten. Meine Wurzeln habe ich aber dennoch nicht vergessen und daher arbeite ich ab und an als Privatköchin und betreibe meinen eigenen monatlichen supperclub in meiner Heimatstadt Kassel.

Brot und Marmelade ess.raum
(c) Katharina Küllmer

Ihr Blog ess.raum ist seit ca. 2 ½ Jahren online. Welches besondere Ereignis verbinden Sie mit dem Bloggen?

Bloggen ist allgemein für mich unheimlich wichtig und hat mir geholfen mich fotografisch und kochtechnisch weiter zu entwickeln. Er spornt mich an, besser zu werden, Neues auszuprobieren und den eigenen Stil zu fördern. Ich versuche immer noch jeden Kommentar auf dem Blog, auf Facebook und Instagram zu beantworten. Das Feedback meiner Leser ist für mich sehr sehr wichtig. Über jeden Kommentar freue ich mich riesig. Das größte Kompliment war, als letztes Jahr im Herbst die Zeitschrift „Lust auf Genuss“ auf meinen Blog aufmerksam wurde und einen dreiseitigen Bericht über mich geschrieben hat. Ich habe vor Freude in der Küche getanzt, nachdem ich für das Interview angefragt wurde. Eine riesen Ehre… Doch auch viele andere Interviews, Kooperationen und Chancen haben sich ausschließlich durch meinen Blog ergeben und das ist unheimlich toll.

Was hat es mit Ihrem Konzept des Informal Dining Club auf sich?

Mein informal dining club ist mein „supperclub“. Einmal im Monat eröffne ich für einen Abend ein Restaurant. 16 genussfreudige Menschen versammeln sich dann an einer Tafel und werden von mir mit einem Überraschungsmenü bekocht. Anfangs waren die Locations geheim, doch seit Anfang des Jahres beziehe ich einmal im Monat mit meiner Assistentin ein still gelegtes Restaurant. Somit hat der informal dining club endlich ein offizielles Zuhause. Die Intention ist es, Menschen zu begegnen, die gerne kochen, essen und genießen. Ich bin jedes Mal aufs Neue gespannt, wer an dem Abend kommt und die Gäste haben so die Möglichkeit, mich einmal kennen zu lernen und bei der Arbeit zu beobachten. Ein schönes Konzept, bei dem ich die Reaktionen der Gäste auf mein Essen genau spüren kann.

Haben Sie ein Lieblingsrezept, das Sie in besonderem Maße empfehlen können? Oder auch eines für den Fall, dass spontan Gäste da sind und es mal schnell gehen muss?

Da bei meinen Rezepten häufig von vorne bis hinten alles selbstgemacht ist, dauert es oft ein wenig länger. Doch auch ich habe nicht immer Zeit, privat stundenlang unser Abendessen zu kochen. Momentan bin ich sehr verschossen in asiatische Gerichte. Mein Rezept für Maistortillas mit paniertem Putenfleisch, Mohn, knackigem Rotkohl-Salat, Grapefruit, Nüssen und Beerenpfeffer ist ein perfektes Essen, wenn Gäste kommen. Bei Zeitmangel kann man auch auf gekaufte Tortilla-Fladen zurückgreifen und muss dann nur noch die Pute panieren, braten und die Zutaten für den Rotkohl-Salat schneiden. Da außer der Pute alles roh ist, ist das flott gemacht und man kann die Zutaten einfach auf den Tisch stellen und jeder bastelt sich seinen eigenen Wrap.

Maistortillas ess.raum
(c) Katharina Küllmer

Greifen Sie bei Ihren Kreationen auch ab und zu auf den Grill zurück?

Ja, sehr gerne. Im Sommer grillen wir häufig und manchmal auch schon im Winter. Alles vom Grill schmeckt einfach sehr gut. Ein großer Traum von uns ist ein richtig toller, riesiger Gasgrill. Die Röstaromen die beim Grillen mit so hoher Hitze entstehen, sind einzigartig und ich liebe das sehr. Im letzten Jahr war ich auch als Köchin auf einem sehr großen regionalen Grill-Event eingeladen und habe den Gästen gezeigt, wie man auf dem Grill auch Fingerfood und ein wenig außergewöhnliche Dinge zubereiten kann – ein riesen Spaß.

Müssen wir als GASPROFI natürlich auch fragen: ;-) Wie kochen Sie am liebsten – mit Gas, Strom oder reinem Feuer?

Ehrlich gesagt koche ich am Liebsten mit Gas. Ich habe einen großen Herd in der Küche, jedoch mit Induktion. Wir haben keine Gasleitung, die zu unserem Grundstück führt und daher musste ich diesen Kompromiss eingehen. Induktion ist auch super schnell und sehr feinfühlig in der Hitze – jedoch liebe ich das Rauschen und die direkte Hitze vom Gas. Auf richtig offenem Feuer habe ich nur einmal im Urlaub Bratkartoffeln gemacht. Doch das erfordert schon ein wenig Fingerspitzengefühl.

Und zum Schluss ein Blick in die Zukunft: Was sind Ihre Pläne für 2014? Ein Produkt oder Event, auf das Sie sich besonders freuen?

Ich freue mich besonders auf meinen Workshop {Taste me a Story}. Ich bin sehr gespannt auf die Teilnehmer, auf deren Geschichten und Kreativität. Nicht nur meine Teilnehmer sollen von mir und Sonja Harnisch inspiriert werden, sondern auch wir wollen von diesem Workshop lernen und einen kreativen Austausch erleben. Eine Geschichte zu erzählen mit einem Rezept, einem Bild und dem geschriebenen Wort ist eine Kunst, die sich erlernen lässt und wir wollen die Teilnehmer dazu inspirieren und Ihnen Mut machen, einen eigenen Stil zu entwickeln.
Darüber hinaus gibt es mehrere spannende Projekte in der nahen Zukunft, die mich herausfordern und auf die ich mich sehr freue. Es wird eine monatliche online-Kolumne von mir geben und ich habe viele weitere Ideen die momentan in der Umsetzungsphase sind.

Vielen Dank für das spannende Interview, Katharina Küllmer.

Wir wünschen Frau Küllmer viel Erfolg bei Ihren kulinarischen Projekten – insbesondere Ihrem Supper Club und dem anstehenden Workshop zu den Themen Aromen-, Food-Styling-, Fotografie- und Storytelling.