Claudio Del Principe von www.anonymekoeche.net hat italienische Wurzeln und trägt die Liebe zu guter Küche quasi in den Genen. Sein Foodblog “Anonyme Köche” startete er in Ermangelung ebenbürtig passionierter oder vielmehr süchtiger Kochbegeisterter in seinem privaten Umfeld: Der Blogtitel ist daher namentlich an allgemein bekannte Selbsthilfegruppen angelehnt. Wie die Kochleidenschaft begann, und dass Herr Del Principe beim Kochen auch ab und an zu Gasprodukten (in sehr kleiner Form) zurückgreift, lesen Sie im Interview zu unserem, neben Katharina Küllmer mit essraum.com, zweiten Blog des Monats Juni.
Guten Tag Herr Del Principe. Vielen Dank, dass Sie sich etwas Zeit für unsere Fragen genommen haben. Erzählen Sie uns doch bitte erst einmal etwas über sich und Ihren Blog.
Ich lebe und arbeite als Texter und Autor in der Schweiz und habe anonymekoeche.net 2007 aus reiner Notwehr aufgesetzt. Mein Dauergesprächsthema Kochen und Genießen ist in meinem Umfeld leider nicht immer nur auf Gegenliebe gestoßen. Ich fühlte mich irgendwie abhängig und dachte, ob es wohl so etwas wie die Anonymen Alkoholiker für Kochsüchtige gibt? Gab es nicht, also habe ich die Anonymen Köche ins Leben gerufen – seither kann ich mir alles frisch von der Leber schreiben, was mich kulinarisch so beschäftigt.
Wie entstehen Ihre Rezepte?
Aus dem Alltag. In unserer Familie wird zweimal pro Tag gekocht, abwechselnd ich oder meine Frau (und vermehrt auch unsere Söhne). Dabei greifen wir auf einen großen Schatz traditioneller Familienrezepte zurück. Mal italienisch, mal schweizerisch. Das Erstaunliche ist, man wird nicht nur immer besser und flinker, man holt mit der Zeit auch tatsächlich mehr Geschmack raus. Zwischendurch wird natürlich auch Neues ausprobiert, mal deftig mal sehr aufwändig und elaboriert gekocht.
Sie bezeichnen sich selbst als „Kochbesessenen“. Wann und wie haben Sie Ihre Leidenschaft zum Kochen entdeckt?
Meine Ma hat mir, als ich vier war, einen Topf auf den Herd gestellt und mich „mitkochen“ lassen, während sie das Essen für die Familie zubereitet hat. So viel Vertrauen geschenkt zu bekommen hat mich schwer beeindruckt und meine Liebe zum Kochen entflammt. Seither habe ich viel bei ihr und auch bei anderen ganz viel abgeguckt und mich weiterentwickelt.
Alle weiteren vorgestellte Projekte finden Sie auf unserer Blog des Monats-Übersichtsseite.
Wir wünschen viel Spaß beim Stöbern!
Manche Ihrer Rezepte bestehen aus hierzulande unüblichen Zutaten. Woher bekommen Sie Ihre Kochinspirationen?
Wie bei allem, was man mit Leidenschaft betreibt, schärft man den Blick und die Sinne für das Thema, das einen interessiert. Logisch, dass man da viel von dem aufsaugt und selber ausprobiert, was man liest, hört, sieht und entdeckt. Das können neue Produkte sein, neue Rezepte und Kochtechniken oder Menschen, die einem kulinarisch den Horizont erweitern.
Gibt es Hilfsmittel und Zubehör auf das Sie nicht verzichten können?
Scharfe Kochmesser – ohne geht gar nichts. Und dann gleich die Hände! Ich liebe Teig kneten, ob es nun Gnocchi gibt, gefüllte Pasta wie Ravioli oder hausgemachte Pizza.
Haben Sie ein Lieblingsrezept, das Sie in besonderem Maße empfehlen können? Oder auch eines für den Fall, dass spontan Gäste da sind und es mal schnell gehen muss?
Als Italiener greift man da gerne auf Pasta. Ein Teller Nudeln bekommt man ohne Hexerei wirklich schnell hin. Kombiniert mit Hülsenfrüchten, Gemüse oder Tomaten und fruchtigem Olivenöl sind die Möglichkeiten schier endlos. Oder Risotto! Muss man immer vorrätig haben (am besten guten Carnaroli superfino). Damit er gelingt, empfehle ich selbstgemachte Hühner- oder Gemüsebrühe aus dem Vorratsfach im Tiefkühler und schon kanns losgehen mit dem Festessen.
„Anonyme Köche“ wurde 2009 vom GU-Verlag sogar als Buch umgesetzt. Was hat sich seitdem für Sie getan?
Aus der Leidenschaft wurde Profession. Habe ich anfangs Texte einfach blind ins Netz rausgehauen, schreibe ich heute für viele Auftraggeber, die über den Blog auf meinen Schreibstil und meine Leidenschaft fürs Kochen und Genießen aufmerksam wurden. So betreue ich heute diverse Kunden aus dem Genussbereich bei der Öffentlichkeitsarbeit, schreibe Web-Texte, entwickle Slogans und Werbemittel oder realisiere Rezepte und Reportagen.
Greifen Sie bei Ihren Kochexperimenten ab und an auch auf den Grill zu?
Unbedingt! Archaisches Brutzeln am offenen Feuer ist das Größte, siehe nächste Frage …
Müssen wir als GASPROFI natürlich auch fragen: ;-) Wie kochen Sie am liebsten – mit Gas, Strom oder reinem Feuer?
Am liebsten würde ich tatsächlich mit Gas kochen! Aber unser Traumhaus (Baujahr 1927) hat leider (noch) keinen Gasanschluss. Also ist es ein leistungsstarkes Induktionsfeld. Immerhin habe ich im Garten eine große Feuerstelle ausgehoben, wo der Papa mit den Kindern Lagerfeuerromantik entfacht (und manchmal sogar ein Gasfeuerzeug dafür benutzt).
Und zum Schluss ein Blick in die Zukunft: Was sind Ihre Pläne für 2014? Ein Produkt oder Event, auf das Sie sich besonders freuen?
Natürlich die Erscheinung von meinem neuen Kochbuch »Italien vegetarisch« aus dem Christian Brandstätter Verlag im September! Endlich konnte ich zwischen zwei Buchdeckel packen, was ich schon immer gerne verbreitet habe: Die italienische Küche ist voller grandioser Rezepte, die ganz ungezwungen vegetarisch sind. Mit wenigen Zutaten und simplen Rezepten bekommt man prächtiges Soul Food hin.
Herzlichen Dank für das Interview, Herr Del Principe, und viel Erfolg mit der baldigen Veröffentlichung Ihres zweiten Kochbuchs!