Der Blog des Monats November kommt, wie der Name schon erahnen lässt, von der schönen Ostseeküste. Auf kuestenglut.de vermittelt Sascha Lotzmann den Spaß am Grillen – natürlich stets mit einem hohen kulinarischen Anspruch. Viele anschaulich bebilderte Rezepte, Tipps und Tricks helfen bei der Suche nach dem perfekten Steak oder auch Brisket.
Wie das Projekt seinen Anfang genommen hat, wo er sich inspirieren lässt, wie das Wintergrillen zu einem ganz besonderen Erlebnis wird und mehr verrät Sascha Lotzmann im GASPROFI-Interview. Viel Spaß beim Lesen!
Inhaltsverzeichnis
Interview mit Sascha Lotzmann von kuestenglut.de
Hallo Herr Lotzmann! Vielen Dank, dass Sie sich Zeit für uns nehmen. Erzählen Sie uns doch erst einmal, wer Sie sind und wie Sie dazu gekommen sind, kuestenglut.de zu starten.
Erstmal vielen Dank für die Anfrage. Es ist ja eine erlauchte Runde, in die ihr mich bzw. Küstenglut aufnehmt. Angefangen hat eigentlich alles vor 4 Jahren auf Instagram. Inzwischen hat der Kanal über 55.000 Follower. Da immer mal wieder Fragen zu dem kamen, was ich da so grille, habe ich kuestenglut.de gegründet. Dort habe ich mehr Platz für Testberichte, Tipps und Rezepte.
Wen möchten Sie mit dem Blog erreichen beziehungsweise was möchten Sie vermitteln und warum?
Ich möchte auf Küstenglut den Spaß am Grillen vermitteln. Als Griller bin ich persönlich natürlich auf der Suche nach dem perfekten Steak oder perfekten Brisket. Aber das soll Einsteiger nicht abschrecken: Einfach mal machen! Selbstgemachte Ribs sind beispielsweise einfach himmlisch und kein Vergleich zu denen aus dem Restaurant. Und wen juckt es dann schon, ob das Fleisch vom Knochen fällt oder noch etwas Biss hat? Deshalb beschreibe ich alles erstmal so, dass auch unerfahrene Griller loslegen können. Für die Profis streue ich dann immer ein paar zusätzliche Tipps ein, von denen ich glaube, dass davon auch fortgeschrittene Griller profitieren können. Jeder, der gerne grillt ist also meine Zielgruppe. Und wenn ich aus einem Gelegenheitsgriller einen Enthusiasten machen kann, dann habe ich mein Ziel erreicht.
Was ist an Ihrem Blog so besonders?
Grillblogs gibt es ja sehr viele. Um zu den Guten zu zählen muss aus meiner Sicht die Mischung stimmen: Testberichte, Rezepte, Tipps & Tricks – alles mit schönen Fotos, die Lust aufs Grillen machen. Darum bemühe ich mich auf Küstenglut natürlich auch. Das Besondere ist aber etwas anderes: Im BBQ-Bereich haben sich über die Jahrzehnte viele Zubereitungsschritte verselbstständigt. Sie werden von Griller zu Griller weitergetragen, ohne dass am Ende jemand eigentlich noch weiß, ob und warum sie eigentlich notwendig ist. Solche Schritte lasse ich auf Küstenglut gern beim Grillen erstmal weg (wie beispielsweise das Einreiben mit Senf vor dem Smoken) oder verstoße absichtlich gegen diese Überlieferungen.
Grill-Klassiker: Auf das Wesentliche reduziert
Manchmal kommt dann dabei heraus, dass der Schritt nicht notwendig ist. Und sonst weiß ich zumindest, warum ich mich zukünftig wieder daran halten werde. :) Ein Beispiel ist der richtige Zeitpunkt, ein Steak zu salzen. Der ist am Abend vorm Grillen. Und das, obwohl einem jeder sagt, man solle es um Himmels willen entweder direkt vorm Grillen machen (was das Salz abfallen lässt) oder hinterher (was keine so schöne Kruste aufs Steak zaubert). So sind alle Rezepte auf Küstenglut – auch die Klassiker – auf das Wesentliche reduziert. Das spart Zeit und Geld bei der Zubereitung.
Bei all den vielen unterschiedlichen Gerichten, die Sie auf Ihrem Blog vorstellen – haben Sie da ein Lieblingsrezept?
Mein Lieblingsrezept ist das Filet Wellington – gerade zu den Festtagen für mich DER Klassiker. Das Gericht habe ich früher mit meinem Vater immer zu Weihnachten gemacht. Ansonsten die Krustenhappen – das sind Pork Belly Burnt Ends mit knuspriger Kruste. Da fällt mir direkt ein, dass ich die mal wieder machen könnte… :)
Bei Ihnen auf dem Blog finden sich kulinarische Einflüsse aus aller Welt. Wenn Sie sich entscheiden müssten: Welche Landesküche ist Ihr Favorit?
Mich fasziniert, wie man mit niedriger Temperatur und viel Zeit aus günstigen Teilstücken etwas ganz Wunderbares machen kann. Insofern finde ich großen Gefallen an der amerikanischen Barbecue-Kultur (Anm. d. Red.: siehe hierzu auch unseren Blog-Beitrag zum Thema Was ist BBQ?). Hier mag ich insbesondere auch die Technik und die Leidenschaft hinter den Gerichten. Die beste Küche der Welt ist für mich aber die italienische. Wenn man alles richtig macht, schmeckt man jede einzelne Zutat und bringt sie mit wenigen Mitteln “zum Strahlen”.
Inspirationen liefert die Social Media Community
Woher holen Sie sich Inspiration für Ihre Gerichte? Sind es Zeitschriften, ein berühmter Sterne-Koch, andere Blogs?
Ich versuche, mich nicht zu sehr von anderen Blogs inspirieren zu lassen, denn sonst wäre unbewusst eine zu große Ähnlichkeit die Folge. Gute Barbecue- und Grillbücher liebe ich. Da steckt natürlich auch viel Inspiration drin. Allerdings komme ich dabei immer von Hundertste ins Tausendste und am Ende habe ich soviel verändert, dass von dem ursprünglichen Rezept nicht mehr viel übrig ist. Und letzten Endes ist der Austausch mit meiner Community auf Instagram und Facebook sehr inspirierend. Viele sind selbst begeisterte Griller und haben tolle Anregungen.
Interessiert uns als GASPROFI natürlich brennend ;-) Wie grillen Sie am liebsten – mit Gas, Strom oder reinem Feuer?
Früher hätte ich das sofort mit Kohle beantworten können. Diese Entschleunigung, den Anzündkamin beim Durchglühen zu beobachten, dabei schon einmal alles vorzubereiten – das ist für mich der Zauber des Grillens. Und man muss ein wenig das Handwerk beherrschen, die Glut quasi verstehen. Das fasziniert mich ebenfalls. Vermutlich keine große Überraschung, oder? Letztlich heißt mein Blog ja auch Küstenglut. Aber inzwischen habe ich auch Gasgrills für ihre jederzeit wiederholbaren Bedingungen sehr zu schätzen gelernt. Mein Gasverbrauch liegt bei etwa 5 Kg im Monat. Das spricht doch für sich, oder? Und mal ganz im Ernst: Ich habe gerade heute einen direkten Vergleichstest zwischen Kohle und Gas gemacht. Die Unterschiede waren sehr gering. Auch die Pelletgrills finde ich sehr spannend. Und da die ja einen Stecker haben, laufen sie doch bestimmt offiziell als Elektrogrill :)
Was gehört für Sie zu einem innovativen BBQ unbedingt dazu?
Gewürze. Eine jamaikanische Jerk-Marinade macht aus dem klassischen Pulled Pork bspw. etwas ganz Neues. Oder eine Currymischung auf einem Hirschrücken. Ohne das Experimentieren mit Gewürzen wäre alles immer gleich. Ich mochte früher bspw. überhaupt keinen Lachs. Dann habe ich irgendwo die Idee aufgeschnappt, ihn zu beizen – also mit Zucker, Salz und Gewürzen. Und da ich ja immer auf der Suche bin nach Schritten, die man weglassen kann, habe ich die Beize irgendwann dran gelassen, statt sie abzuwaschen. Geboren war die Idee zu meinem Rub “Küstenkruste”. Zunächst einmal muss man aus meiner Sicht aber die Grundlagen beherrschen.
Superfoods? Vollkommen überbewertet!
Was halten Sie von Food-Trends und sogenannten Superfoods?
Food-Trends finde ich manchmal ganz witzig, denn sie bringen neuen Wind auf den Teller. Aber mit Superfoods kann ich nichts anfangen. Ich habe einen Vorsatz: Esse nichts, was kein Genuss ist. Es wäre zu schade um die Kalorien… Superfoods – also Lebensmittel mit angeblichen Gesundheitsvorteilen – scheinen mir doch einen recht freudlosen, funktionalen Ansatz zu haben. Esse dies, dann erhältst Du das. Oder hat schon jemand mal gesagt, Quinoa sei ein absoluter Genuss? Nichts könnte also weiter von meiner Maxime entfernt sein.
Wenn Sie nur drei Lebensmittel mit auf eine einsame Insel nehmen dürften. Welche drei wären das dann?
Ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass genügend Möglichkeiten für ein Lagerfeuer bestehen, oder? Dann wären es mein Rub “Küstenkruste” für den vielen Fisch, von dem ich mich ernähren müsste. Dann Spareribs, die übrigens vom Drehspieß auch über direkter Hitze hervorragend werden. Und fermentierten Pfeffer. Fleur de Sel könnte ich mir aus dem Meerwasser ja selber machen. :)
Und was kommt umgekehrt in Ihrer Küche niemals zum Einsatz?
Rosenkohl. Mag ich einfach nicht.
Sie sind ein regelrechter Grill-Profi: Was würden Sie BBQ-Anfängern mit auf den Weg geben?
Nicht abschrecken lassen, einfach trauen und machen. Der Erfolg kommt von ganz alleine. Denn auch ein nicht optimales Gericht schmeckt vom Grill immer besser als vom Herd :)
Auf unserer Blog des Monats-Übersichtsseite finden Sie alle Projekte, die wir bisher vorgestellt haben.
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Die „klassische“ Grillsaison 2019 ist nun genau genommen vorbei. Haben Sie für alle, die einmal das Wintergrillen ausprobieren möchten, einen Geheimtipp parat?
Dafür kann ich nur aus tiefster Überzeugung Werbung machen! Während man im Sommer vielleicht eher Steaks grillt, sind es im Winter die Braten und deftigen Gerichte. Es mag etwas Überwindung kosten, im Dezember den Grill anzuwerfen. Aber ein Sonntagsbraten für die ganze Familie oder Freunde vom Grill ist auch für mich immer wieder ein Highlight. Mein „Geheimtipp” ist ein Topf mit Glühwein auf dem Seitenkochfeld des Gasgrills. ;)
Herr Lotzmann, vielen Dank für Ihre Zeit. :-)