Braai mit einem gewöhnlichen Barbecue zu vergleichen, ist ein Fauxpas, den Sie in Südafrika besser nicht begehen sollten. Denn hierbei handelt es sich um einen sehr beliebten und wichtigen Teil der südafrikanischen Kultur.
Daher gibt es einen eigenen Braai-Feiertag. Jedes Jahr am 24. September feiern Menschen in Südafrika den National Braai Day. Grund genug, die südafrikanische Grilltradition vorzustellen. Wir wünschen viel Spaß mit dem Thema Braai.
Inhaltsverzeichnis
Was ist Braai?
Das Wort Braai ist Afrikaans und hat gleich mehrere Bedeutungen. So bezeichnet es auf der einen Seite die Grill-Vorrichtung selbst und auf der anderen Seite eine Mahlzeit, die über offenem Feuer zubereitet wird. Darüber hinaus handelt es sich bei Braai um ein regelrechtes Lebensgefühl. Es ist ein geselliges Ereignis. Egal, ob ein geschäftlicher Hintergrund, Geburtstage oder einfach nur ein nettes Beisammensein mit Freunden und der Familie an einem Sonntagnachmittag – der Südafrikaner findet immer einen Anlass fürs braaien. Ganz besonders ausgiebig wird diese Tradition während der langen Sommermonate von Oktober bis Februar praktiziert. Insofern besteht hier auch eine gewisse inhaltliche Nähe zum australischen oder US-amerikanischen BBQ (siehe dazu auch unseren Beitrag: Barbecue – amerikanisches Lebensgefühl und ein Stück Kulturgeschichte der USA).
Da Braai ein großer Bestandteil der Kultur Südafrikas ist, besitzt nahezu jeder Haushalt einen eigenen Braai, also die entsprechende Grill-Vorrichtung. Meist stehen diese auf der Veranda oder im Garten, viele Häuser haben aber auch innen eine Braai-Vorrichtung. Dabei handelt es sich um eine offene Feuerstelle oder um eine Feuerschale. Diese ist übrigens nicht zu verwechseln mit den hierzulande sogenannten Feuerplattengrills, die wir Ihnen in unserem Feuerplattengrill-Ratgeber vorstellen.
Darüber befindet sich entweder ein Braai-Grillrost oder ein Feuerstellengrill – im Prinzip ein auf Stützbeinen aufgebocktes Grillrost. Doch gebraait wird nicht nur im Haus oder Garten, sondern auch auf Bürgersteigen, am Strand, im Stadion und eigentlich überall. Weiterhin sind Wettbewerbe im Schnellgrillen, kreative Fleisch-Gewürzkombinationen oder Show-Grillen keine Seltenheit.
Wichtig ist beim Braai vor allem, dass keine Holzkohle verwendet wird, sondern echtes Holz. Typischerweise kommt hier das Holz des Kameldornbaumes zum Einsatz. Die Einheimischen bevorzugen diese Art der Befeuerung, unter anderem weil sie länger andauert als Holzkohlenglut und entsprechend mehr Zeit in geselliger Runde verbracht werden kann.
Auch wenn in Südafrika innerhalb der Bevölkerung gravierende Unterschiede bestehen, so gibt es ein verbindendes Element: Braai. Diese Tradition wird sowohl in der schwarzen als auch in der weißen südafrikanischen Kultur gepflegt.
Braai-Gerichte: Kulinarische Vielfalt Südafrikas
Die kulinarischen Köstlichkeiten Südafrikas sind so vielfältig, wie die multikulturelle Geschichte des Landes selbst: Grillfleisch, Eintöpfe, Süßkartoffeln oder Kürbis und natürlich Wein.
Auch die Möglichkeiten der Rezepte für einen Braai sind dabei so unbegrenzt und vielfältig wie die südafrikanische Kultur selbst. Typische Braai-Gerichte bestehen traditionell größtenteils aus Fleisch. Wichtig: Das Fleisch wird in der Regel pur gekauft und zu Hause mariniert und eingelegt. Auf den Grillrost kommen typisch südafrikanische Fleischsorten wie:
- Lamm
- Rind
- Strauß
- Springbock
- Kudu
- Büffel
Auch die „Boerewors“ darf bei einem Braai nicht fehlen. Diese Bauernwürste in Schneckenform bestehen aus Schweine- und Rindfleisch sowie Speck, Essig und Gewürzen, zum Beispiel Koriander und Nelken. Ein weiterer Klassiker ist „Sosatie“. Dafür wird Fleisch vor dem Grillen mariniert und dann mit Gemüse- oder Obststückchen auf einen Spieß gesteckt. An der Küste wird häufig auch Fisch gebraait. Huhn ist für Südafrikaner kein echtes Fleisch und wird traditionell sogar als vegetarisches Gericht angesehen. Allerdings gibt es mittlerweile auch in Kapstadt viele Vegetarier und so haben sich auch vegetarisch-vegane Grillalternativen entwickelt.
Als Beilage essen afrikanische Familien gerne „Pap“, einen Maisbrei oder gelben Reis, auch „Geelrijs“ genannt. Salat, ein Kartoffelauflauf oder das sogenannte „Braai-Brot“, ein Sandwich mit Käse, Zwiebeln und Tomaten, werden ebenfalls gerne bei einem Braai gereicht.
Außerdem dürfen Soßen, die aus traditionellen Gewürzen wie Koriander, Kardamon, Kümmel, Ingwer oder Chili hergestellt werden, wie ein Chutney oder Chakalaka, nicht fehlen (siehe dazu auch den großen GASPROFI Grillsaucen-Ratgeber).
Und wie sieht es mit den richtigen Getränken zum Braai aus? Kühles Bier oder südafrikanischer Wein passen immer.
How to braai
Das offene Feuer um den sogenannten Braaistand ist in Südafrika eine Männerdomäne. Mit einem Longdrink aus Brandwein und Coca Cola in der Hand versammeln sich die Herren um die Feuerstelle. Doch nur einer der Männer, meist der Gastgeber, ist der sogenannte Braaier und hat die Aufsicht über den Grill und darf bei seiner Tätigkeit nicht gestört werden. Das Feuermachen ist ein regelrechtes Ritual und wird entsprechend zelebriert: anzünden der Holzscheite, fachsimpeln über die Glut und testen der Temperatur mit der Handfläche.
Sobald ein bisschen Glut vorhanden ist, wird neues Holz dazugelegt und die bereits entstandene Glut in eine Ecke geschaufelt und immer mal gedreht. Dieses Prozedere wird meist über mehrere Stunden wiederholt. Es ist kein Sonderfall, wenn etwa fünf Stunden, nachdem angezündet wurde, das erste Fleisch aufgelegt wird.
Bei einem traditionellen Braai bringen die Gäste ihr eigenes Fleisch und möglicherweise auch ihre Getränke mit. Der Grillmeister stellt lediglich Ort sowie Ausstattung zur Verfügung.
Achtung: Wenn auf der Einladung zu einem Braai „ab 14:00 Uhr“ steht, dann sollten Sie auf keinen Fall tatsächlich um 14 Uhr vor der Tür stehen.
In Südafrika gilt außerdem die Regel, dass gewartet wird, bis auch das letzte Grillgut fertig ist und sich erst dann zusammengesetzt und gemeinsam alles auf einmal aufgegessen wird.
Der nationale Braai-Tag
Den National Braai Day hat Jan Scannell, auch bekannt als Jan Braai, 2005 ins Leben gerufen. Er möchte, dass sich am 24. September eines jeden Jahres alle Südafrikaner um Feuerstellen versammeln und so das Erbe Südafrikas feiern, das Braai. Das Ganze zielt darauf ab, den nationalen Tag des Kulturerbes zum jährlichen Feiertag des Landes zu machen und so Südafrika als Nation zu stärken.
Seine Hoffnung ist, dass der National Braai Day künftig die gleiche Bedeutung in Südafrika bekommt wie der St. Paricks Day in Irland, der Bastille Day in Frankreich und der Australia Day in Australien.
Fazit: Braai ist mehr als nur Grillen
Braai ist ein wichtiger Teil der südafrikanischen Kultur und nimmt einen hohen Stellenwert ein, was sich darin zeigt, dass jährlich am 24. September der nationale Braii Tag gefeiert wird. Wie Sie also sehen, handelt es sich bei Braai um mehr als nur ums Grillen, sondern um ein regelrechtes Lebensgefühl.