Brennende Gasflaschen zählen zu den häufigsten Ursachen für Unfälle mit dem Gefahrengut Gas. Denn auch wenn es viele Vorschriften, Sicherheitshinweise und Regelungen gibt, die den Umgang möglichst sicher gestalten sollen – die Gefahr eines Gasflaschenbrands ist nie ganz auszuschließen.
Damit Sie wissen, was bei brennenden Gasflaschen zu tun ist, haben wir die wichtigsten Informationen zu diesem Ausnahmefall für Sie zusammengetragen.
Inhaltsverzeichnis
Warum explodieren bzw. bersten Gasflaschen?
Im Normalfall stehen Gase in den Flaschen unter Druck, daher auch der Begriff Druckgasbehälter. Erhöht sich nun aus welchen Gründen auch immer die Temperatur in der Flasche, so ändert sich der Druck in gleichem Maße. Ist der sogenannte Berstdruck der Gasflasche erreicht, so kann es zum Bersten des Sicherheitsventils der Gasflasche kommen. Umgangssprachlich ist zwar von einer Explosion der Gasflasche die Rede, jedoch wird bei diesem Bersten das Gas in großer Menge aber kontrolliert abgeblasen.
Dabei ist anzumerken, dass der Druck nicht proportional ansteigt. Exemplarisch einige Werte für Flüssiggas wie Butan oder Propan (siehe hierzu auch unseren Blogartikel zur Propangas).
Flaschentemperatur | 20°C | 40°C | 60°C |
Flaschendruck | 8 bar | 13 bar | 20 bar |
Können Gasflaschen bei Hitze bersten?
Gemäß der vorherigen Information ist dann auch klar: Ja, Gasflaschen können bei hohen Temperaturen und dem damit erhöhten Druck in der Flasche bersten, wenn der sogenannte Berstdruck überschritten wird. Dieser ist etwa doppelt so hoch wie der Prüfdruck, der wiederum ungefähr 150% des Betriebsdrucks entspricht. Exemplarisch einige Daten:
- Acetylenflaschen: 60 bar Prüfdruck = ca. 120 bar Berstdruck
- Aluminiumflaschen: 300 bar Prüfdruck = ca. 600 bar Berstdruck
- Composite-Gasflaschen: 30 bar Prüfdruck = ca. 60 bar Berstdruck
- Edelstahlflaschen: max. 300 bar Prüfdruck = ca. 600 bar Berstdruck
- Stahlflaschen: max. 450 bar Prüfdruck = ca. 900 bar Berstdruck
Gefahren durch brennende Gasflaschen
Das Risiko von Druckgasbehältern geht zwar auch, aber nicht nur vom Bersten einer Gasflasche (mit herumfliegenden Teilen, Hitzewirkung und Druckwellen) aus.
Auch der Inhalt selbst, gegebenenfalls in Kombination mit dem Standort, kann eine ernsthafte Gefahr darstellen. Einige Schutzgase bzw. Gemische etwa wirken bei unzureichender Belüftung erstickend. Andere haben narkotisierende oder korrosive Wirkungen.
Egal ob gewerbliche Nutzung oder der Gasgrill zu Hause: Wo Gas zum Einsatz kommt, besteht auch die Gefahr einer brennenden Gasflasche. Insofern empfehlen wir Ihnen, Hinweise und Empfehlungen – auch vonseiten der Behörden, etwa Grillverbote oder ähnliches – ernst zu nehmen. Weitere Informationen finden Sie auch in unserem Gaslexikon.
Flaschenventil: Wichtiges Bauteil für mehr Sicherheit bei Gasflaschen
Wie bereits erwähnt, gibt es eine Vielzahl an Vorschriften, durch die ein Brand bzw. eine Gefahr möglichst unterbunden werden soll. Eine wichtige Rolle spielt dabei das Gasflaschenventil, das den Überdruck in der Flasche reguliert bzw. begrenzt, damit ein Bersten nicht möglich ist.
Deshalb sind auch im Brandfall, wenn möglich, die Flaschenventile zu schließen. Zusätzlich dazu sollten sie beim Transport und auch bei der Lagerung mit einer Flaschenkappe vor dem Abreißen gesichert sein.
Verhalten und Maßnahmen beim Gasflaschenbrand
Sollte es zum Brandfall mit Druckgasbehältern kommen, sind folgende Schritte unverzüglich einzuleiten. Generell gilt dabei: Gasflaschen unbekannten Inhalts sind wie Acetylenflaschen (s. weiter unten) zu behandeln.
- Personal und andere gefährdete Personen warnen.
- Betroffenen Bereich evakuieren und weiträumig absperren.
- Keine Feuerzeuge, Lichtschalter oder andere elektronischen Geräte nutzen.
- Feuerwehr und Gaslieferanten verständigen.
Dabei sind so viele Informationen wie möglich über die Situationen weiterzugeben. Dies umfasst folgende Fragen:
- Welche Art und wie viele Gasflaschen sind betroffen?
- Gibt es weitere Gasflaschen, die in der Nähe gelagert sind?
- Welche Personen haben Kenntnis über die gelagerten Druckgasbehälter?
Sie haben weitere Fragen zur Lagerung oder sicheren Verwendung einzelner Gase? Dann werfen Sie einen Blick auf unsere Ratgeber zu Gasgeräten und Gastechnik. Dort finden Sie Beiträge, in denen wir wichtige Fragen klären und weitere Sicherheitshinweise geben.
Hinweise zum Löschen brennender Gasflaschen und weitere Sofortmaßnahmen
Folgende Schritte sollten Sie nur dann durchführen, wenn klar ist, dass es sich nicht um Acetylenflaschen handelt und wenn die Bildung eines explosionsfähigen Gemischs ausgeschlossen ist.
- Persönliche Schutzausrüstung (PSA) wie Handschuhe sowie Gesichts- und Atemschutz tragen – vor allem bei giftigen Gasen.
- Wenn möglich, Flaschenventile gefährdeter Behälter schließen.
- Alle weiteren Gasflaschen aus dem gefährdeten Bereich entfernen (sofern möglich) und auf Lecks untersuchen.
- Warme oder heiße Gasflaschen von einer geschützten Stelle (hinter einer Betonwand oder schwerer Maschine) so lange mit Wasser kühlen, bis ihre Oberflächen nass bleiben. Vertrocknet/verdampft das Wasser, Kühlung fortsetzen.
Sollten Sie trotz der Farbkennzeichnung von Gasflaschen unsicher sein, welche Gasflaschen brennen oder andersweitige Bedenken haben: Begeben Sie sich in Sicherheit und überlassen Sie die Brandbekämpfung der Feuerwehr!
Sonderfall brennende Acetylenflaschen
Wie bereits in unserem Beitrag zu Acetylen (C2H2) beschrieben, gelten bei brennenden Acetylenflaschen (egal ob durch Flammenrückschlag oder äußere Einwirkungen) andere Regelungen. Hintergrund ist, dass sich in ihnen neben dem Gas auch giftige und brandfördernde Stoffe wie Aceton oder Dimethylformamid befinden.
Je nachdem, ob die Flaschen warm bzw. heiß sind oder nicht, sind (neben Informieren der Feuerwehr) unterschiedliche Maßnahmen erforderlich:
- Tritt eine „saubere“ Acetylenflamme aus, Ventil schließen. Falls nicht möglich, Flamme nicht löschen.
- Bei ruß- oder qualmhaltigem Gasaustritt Abstand von der Flasche halten, da wahrscheinlich eine Acetylenzersetzung begonnen hat – siehe nächsten Abschnitt.
- Bei Flaschenbündeln Zentralventil schließen, Acetylenflaschen aus ausreichender und geschützter (!) Entfernung kühlen, ausbrennen lassen. 24 Stunden abwarten und Behälter beobachten.
Verhalten und Maßnahmen bei Acetylenzersetzung
Hat eine Acetylenzersetzung tatsächlich begonnen (zu erkennen daran, dass die Flasche am Ventil beginnend warm wird oder wenn mit Gas mit Ruß und ungewöhnlichem Rauch austritt), beachten Sie folgende Punkte:
- Falls Flasche noch berührbar ist, Flaschenventil schließen, Druckminderer abschrauben, ins Freie bringen. Sofort ablegen und kühlen, sollte sie sich erwärmen.
- Zündquellen entfernen, Türen und Fenster öffnen.
- Aus gedeckter/geschützter Stellung kühlen.
- Kühlung mindestens 30 Minuten fortführen. Danach testen, ob sich die Flasche weiterhin erwärmt. Falls nicht, kann sie transportiert werden.
- Flasche dann für 24 Stunden in einem Wasserbad lagern.
Falls die Flasche nicht mehr berührbar ist, rufen Sie sofort die Feuerwehr, öffnen Sie Fenster und Türen, und evakuieren Sie die Umgebung weiträumig.
Fazit
Wir empfehlen: Seien Sie für den Fall der Fälle gut vorbereitet. Die Sicherheitsvorkehrungen und –hinweise sind keine störenden Auflagen oder Beschränkungen, sondern sollen Sie, Mitarbeiter und ggf. außenstehende Personen vor den Gefahren eines Gasflaschenbrands schützen.
Dabei ist nicht nur der korrekte Umgang mit Gasgeräten (siehe hierzu auch unseren Ratgeber zum Umgang mit Gas als kostenloses E-Book) wichtig, sondern auch die Schulung bzw. Unterweisung aller Beteiligten. Denn wenn sich alle über die Gefahren im Klaren sind, ist die Wahrscheinlichkeit von brennenden Gasflaschen bereits so gut wie möglich minimiert.
Auch für andere Notfälle wie Hochwasser oder Sturm stellen wir Informationen für Sie bereit – wir empfehlen Ihnen dazu unseren Beitrag mit Lösungen im Umgang mit Gas in Schadens- und Notfällen.
Besonders wir als Fachhändler für Gase legen auf den sicherheitstechnischen Aspekt großen Wert. Sollten Sie daher irgendwelche Fragen zu diesem Thema haben, dann nehmen Sie Kontakt mit uns auf! Entweder telefonisch (0228 – 7675 7675) oder per Mail (info(at)gasprofi.de).
Weiterführende Informationen zum Verhalten bei Gasflaschenbränden
- Sicherheitshinweise von Industriegaseverband zu brennenden Gasflaschen (PDF-Datei)
- Empfehlungen zur Behandlung von Gasflaschen in Notfällen auf linde-gas.at (PDF-Datei)
- Informationsblatt vom Österreichischen Industriegaseverband zur Vermeidung von Acetylenflaschen-Explosionen (PDF-Datei)
- Hinweise von der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft zum Verhalten bei Bränden von Druckgasflaschen