Welcher Inhalt befindet sich in einer Gasflasche und welche möglichen Gefahren gehen von ihm aus? Von außen ist das nicht direkt einsehbar. Die farbliche Kennzeichnung von Gasflaschen bietet Anwendern diesbezüglich einen ersten Hinweis.
Welche Farben für welches Gas stehen und was Sie außerdem bei den unterschiedlichen Farbkennzeichnungen beachten sollten, haben wir hier für Sie zusammengetragen.
Inhaltsverzeichnis
Entscheidend ist der Gefahrengutaufkleber auf der Flaschenschulter
Die wichtigste Information zuerst: Die Farbkennzeichnung einer Gasflasche ist nicht zwingend korrekt, sondern nur eine erste Hilfe, die bereits von weitem erkennbar sein soll. Verbindlich ist dagegen einzig der Gefahrgutaufkleber, der sich auf der Flaschenschulter befindet.
Die Farbkennzeichnung gilt zudem auch nur für industrielle und medizinische Gasflaschen. Darunter fallen zwar bereits eine Vielzahl von gängigen Produkten, aber Flüssiggasflaschen wie Butan- und Propangas sowie Feuerlöscher beispielsweise nicht.
Wo finde ich die Kennzeichnung auf der Gasflasche?
Die Farbkennzeichnung erkennen Sie auf der Flaschenschulter. Mitunter zählt zusätzlich der Flaschenmantel zur Farbkennzeichnung. Einzige Ausnahme bilden hier medizinische Gase, bei denen der zylindrische Teil weiß ist.
Handelt es sich beim Inhalt der Flasche um ein Gasgemisch, so sind beide Farben alternativ als Ringe kodiert.
Drei grundlegende Farben von Gasflaschen bzw. Flaschenkörpern
Die hier genannten Grundfarben von Gasflaschen sind kein Muss, in der Praxis hat sich die Industrie aber zum Großteil auf folgende Unterteilung geeinigt:
- Medizinische Gase mit höherer Reinheit (s. dazu auch beispielhaft unseren Beitrag zum Sauerstoff): Weißer Flaschenkörper
- Industrielle Gase: Grauer Flaschenkörper oder gleiche Farbe wie Flaschenschulter (aber nicht weiß)
- Sonder- und Spezialgase sind nicht festgelegt
Flüssiggasflaschen (also etwa Propan- oder Butangas) haben unter anderem die Farben grau und rot. Dies kennzeichnet allerdings nicht den Inhalt mitsamt seinen Eigenschaften, sondern die Eigentumsverhältnisse: Rot (oder auch grün) steht in diesem Fall für eine Pfand-, grau für eine Eigentumsflasche (diese lassen sich im europäischen Umland auch teilweise austauschen). Aber auch hier kann es Unterschiede geben.
Sie haben weitere Fragen zum Umgang mit Gas? Dann empfehlen wir Ihnen unsere Themenseite Ratgeber Gasgeräte und Gastechnik. Dort haben wir weitere wichtige Informationen zur sicheren Handhabung für Sie gesammelt.
Die DIN EN-Norm 1089-3
Als Basis zur Farbkennzeichnung dient die im Juli 1997 verabschiedete Euro-Norm DIN EN 1089-3 („Ortsbewegliche Gasflaschen – Gasflaschen-Kennzeichnung (ausgenommen Flüssiggas LPG) – Teil 3: Farbcodierung“). Diese vereinheitlichte verschiedene Regelungen und differenzierte vorher eingesetzte Farben genauer aus.
Verbindlich galt die EN-Norm ab dem 1. Juli 2006. Dementsprechend sollten die meisten Flaschen, die in Umlauf sind, gemäß der neuen Regelungen codiert sein. Die durchgeführte Umstellung erkennen Sie bei älteren Flaschen am Großbuchstaben „N“. Vorsicht: Dieser findet sich nicht auf Flaschen, bei denen es keine Farbänderung gibt, etwa Kohlendioxid.
Hier gilt es übrigens, genau zu sein bzw. zu prüfen, ob es sich um eine alte oder neue Gasflasche handelt. Denn die gleiche Schulterfarbe beschreibt unter der EN 1089-3 mitunter ganz andere Eigenschaften.
Welche Farben gibt es für die Gasflaschen-Farbkennzeichnung?
Die Farben in der EN 1089-3 sind genau normiert und entsprechen der gängigen RAL-Farbgebung. Für die Kennzeichnung von Gasflaschen finden folgende Farben, Nummern und Bezeichnungen Verwendung:
Farbe – RAL-Nummer – RAL-Bezeichnung:
- blau – 5010 – enzianblau
- braun – 8008 – olivbraun
- dunkelgrün – 6001 – smaragdgrün
- gelb – 1018 – zinkgelb
- grau 7037 staubgrau
- hellblau – 5012 – lichtblau
- kastanienbraun – 3009 – oxidrot
- leuchtendes grün – 6018 – gelbgrün
- rot – 3000 – feuerrot
- schwarz – 9005 – tiefschwarz
- türkisblau – 5018 – türkisblau
- weiß – 9010 – reinweiß
Allgemeine Regel für die Kennzeichnung von Gasflaschen
Für alle nicht speziell festgelegten Gasen gibt es eine allgemeine Farbkennzeichnung, die auf die primäre Gefährdung durch ihren Inhalt hinweist. Die vorher angesprochene mögliche Zweiteilung bei Gasgemischen gibt es hier nicht.
Folgende Farben finden für die allgemeine Kennzeichnung von Gasflaschen Verwendung:
- Gelbe Farbe: giftig und/oder ätzend (für menschliches Gewebe) – zum Beispiel Ammoniak, Chlor, Kohlenmonoxid
- Rote Farbe: entzündbar – Ethylen, Methan, Wasserstoff
- Hellblaue Farbe: oxidierend – Lachgasgemische
- Leuchtend grüne Farbe: erstickend (inert) – techn. Druckluft, Krypton, Neon, Xenon
Farbkennzeichnung von Industriegasflaschen
Der Übersicht halber geben wir bei den branchenspezifischen Gasen auch die alte Farbe mit an.
Gas (Zusammensetzung) – Alte Farbe – Neue Farbe laut EN 1089-3
- Acetylen (C2H2) – gelb (oder schwarz) – Schulter: kastanienbraun, Mantel: kastanienbraun (schwarz, gelb)
- Ammoniak (NH3)- grau – Schulter: gelb, Mantel: grau
- Argon (Ar) – grau – Schulter: dunkelgrün, Mantel: grau
- Argon/Kohlenstoffdioxid (Ar/CO2) – grau – Schulter: leuchtgrün, Mantel: grau
- Chlorgas (Cl2) – grau – Schulter: gelb, Mantel: grau
- Druckluft (N2/O2) – grau – Schulter: leuchtgrün, Mantel: grau
- Edelgase (Neon, Krypton, Xenon,…) – grau (oder schwarz) – Schulter: leuchtgrün, Mantel: grau (leuchtgrün)
- Formiergas (N2/H2) – rot – Schulter: rot, Mantel: grau
- Helium (He) – grau – Schulter: braun, Mantel: grau
- Kohlenstoffdioxid (CO2) – grau – Schulter: grau, Mantel: grau
- Sauerstoff, technisch (O2) – blau – Schulter: weiß, Mantel: blau (grau)
- Schwefeldioxid (SO2) – grau – Schulter: gelb, Mantel: grau
- Stickstoff (N2) – dunkelgrün – Schulter: schwarz, Mantel: grau (grün)
- Wasserstoff (H2) – rot – Schulter: rot, Mantel: rot
Farbkennzeichnung von Inhalationsgasen / medizinischen Gasen
- Druckluft (N2/O2) – blau – Schulter: weiß, blau (Ringe oder Segmente), Mantel: weiß
- Helium/Sauerstoff (He/O2) – blau – Schulter: weiß, grau (Ringe oder Segmente), Mantel: weiß
- Kohlenstoffdioxid (CO2) – blau – Schulter: weiß, braun (Ringe oder Segmente), Mantel: weiß
- Kohlenstoffdioxid/Sauerstoff (CO2/O2) – blau – Schulter: weiß, schwarz (Ringe oder Segmente), Mantel: weiß
- Lachgas (N2O) – grau (weiß) – Schulter: grau, Mantel: weiß
- Lachgas/Sauerstoff (N2O/O2) -grau (oder weiß) – Schulter: blau, Mantel: weiß
- Sauerstoff, medizinisch (O2) – Schulter: weiß, Mantel: blau – Schulter: weiß, Mantel: weiß
Gasgemische zur Inhalation, die weniger als 1.000 ppm NO (Stickstoffmonoxid) in Stickstoff enthalten, haben eine türkisblaue Flaschenschulter.
Die Kennzeichnung von nachfüllbaren UN-Druckgefäßen laut ADR
Zusätzlich zum Gefahrengutaufkleber und der Farbkennzeichnung gibt es weitere wichtige Kennzeichnungen, die laut dem “Europäischen Übereinkommen über die internationale Beförderung gefährlicher Güter auf der Straße” (abgekürzt ADR), Kapitel 6.2.2.7, dauerhaft auf dem Druckgasbehälter angebracht werden müssen, zum Beispiel mittels einer Stempelung, Ätzung oder Gravierung.
Diese Kennzeichen sind in drei Gruppen aufgeteilt:
- Herstellungskennzeichen, erste Reihe
- Betriebliche Kennzeichen, zweite Reihe
- Zertifizierungskennzeichen, dritte Reihe
Folgende Kennzeichen (hier stichpunktartig aufgelistet) sind anzubringen:
- das Symbol der Vereinten Nationen für Verpackungen
- Zeichen für die verwendete technische Norm
- Angabe des Zulassungslandes
- Unterscheidungszeichen/Stempel der Prüfstelle, das/der bei der zuständigen Behörde des Landes, in dem die Kennzeichnung zugelassen wurde, registriert ist
- Datum der Erstprüfung mit Jahres- und Monatsangabe
- Prüfdruck in bar
- Masse des leeren Druckgefäßes inkl. der dauerhaft angebrachten Bestandteile
- garantierte Mindestwanddicke des Druckgefäßes in Millimetern
- bei Druckgefäßen für verdichtete Gase (Acetylen gelöst und Acetylen lösungsmittelfrei) der Betriebsdruck in bar, bei verschlossenen
Kryo-Behältern, der höchstzulässige Betriebsdruck - bei Druckgefäßen für verflüssigte und tiefgekühlt verflüssigte Gase der Fassungsraum in Liter
- bei Druckgefäßen für UN 1001 Acetylen gelöst, die Gesamtmasse des leeren Druckgefäßes
- bei Druckgefäßen für UN 3374 (lösungsmittelfreies Acetylen) Gesamtmasse des leeren Druckgefäßes
- Identifikation des Flaschengewindes – für verschlossene Kryobehälter nicht erforderlich
- Kennzeichen des Herstellers (von der zuständigen Behörde registriert)
- Seriennummer, vom Hersteller zugeordnet
- bei Druckgefäßen aus Stahl und Druckgefäßen aus Verbundwerkstoff mit Stahlauskleidung, die für die Beförderung von Gasen mit einer Gefahr der Wasserstoffversprödung vorgesehen sind, der Buchstabe «H», der die Verträglichkeit des Stahls angibt (siehe Norm ISO 11114-1:1997)
Fazit
Wir haben es eingangs bereits erwähnt, wollen es an dieser Stelle aber noch einmal wiederholen: Auch wenn sich die meisten Händler und Hersteller daran halten, sind die Gasflaschen-Farben nicht verbindlich. Richten Sie sich daher im Zweifelsfalle immer nach den Angaben auf dem Gefahrgutaufkleber. Mehr zu den einzelnen Stoffen erfahren Sie auch in unserem Gaslexikon.
Sollten Sie noch weitere Fragen zum Umgang mit Gas oder gasführenden Teilen haben, stehen wir als Fachhändler natürlich gerne bereit. Sie erreichen uns per Telefon (0228 – 7675 7675), Mail (info(at)gasprofi.de) oder in unserem stationären Handel in Bonn (Immenburgstraße 40, 53121 Bonn). Wir sind auch Ihr Ansprechpartner, wenn es um die Entsorgung von Gasflaschen geht.
Übrigens: Mehr zum Thema einer möglichen Gasknappheit bei Flüssiggas und Flüssiggasflaschen finden Sie ebenfalls bei uns im GASPROFI Magazin.