Grillen international: Ein Blick nach Kanada

Von Zeit zu Zeit möchten wir hier auf dem Blog in Sachen Grillen gerne über den Tellerrand – oder besser: Grillrost ;) – hinaus schauen und die Grillkulturen anderer Länder vorstellen. Umso mehr freut es uns, dass wir für den heutigen Gastartikel zum Thema Barbecue und Grillen in Kanada den deutschen Journalisten Ole Helmhausen gewinnen konnte. Ole lebt  seit 20 Jahren im kanadischen Montréal und hat für uns unter die (Grill-)Hauben seiner Nachbarn geguckt. Hier sein Resumé.

Gasprofi24 - Grillen und BBQ in Kanada - (c) 2013 Ole Helmhausen -1

Die kanadische Grill- und BBQ-Kultur

Eigentlich pflegen Kanadier eine anspruchsvolle Beziehung zum Essen. Umso mehr erstaunt die Antwort meines Nachbarn auf die Frage nach seinem Lieblingsgrillgericht: “Hamburger”, sagt er, und damit befindet er sich in bester Gesellschaft. 90 Prozent aller Kanadier geben laut Umfragen gebratenen Fleischklops als ihr bevorzugtes BBQ-Gericht an. Hot Dogs, Hühnerbrust und Steaks folgen dicht auf. Dagegen dümpeln Rippchen weit abgeschlagen im Mittelfeld.

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Für ein Land, dessen Menschen die Great Outdoors lieben und den Grill anwerfen, lange bevor der letzte Schnee verschwindet, ist das erstaunlich. Meine amerikanischen Freunde würden Hot Dogs & Co. nicht mal als Barbecue bezeichnen, sondern höchstens als Grill-Fastfood. Nun ist man südlich der Grenze diesbezüglich allerdings auch viel dogmatischer. Wer beispielsweise in Texas von BBQ spricht, meint langsam gebratene Rindfleisch-Rippchen. In Tennessee heisst BBQ soviel wie Schweinerippchen, in Kentucky erstmal nur Lamm und danach lange gar nichts, und in North Carolina sind die drei großen Buchstaben ein Synonym für mariniertes, lange bei hoher Temperatur gebratenes Schweinefleisch.

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Was grillen die Kanadier denn da?

Ich schaue mich also näher in meiner Nachbarschaft um. Die Umgangssprache ist französisch, aber es wird auch englisch, ungarisch, khmer, spanisch, portugiesisch und griechisch gesprochen. Insofern ist meine Straße typisch für das Einwandererland Kanada. Ein zweiter Blick unter die Grillhauben zeigt, dass es in – zumindest meinem – Kanada in Sachen Grill-Kultur erheblich inklusiver zugeht als in den USA. Zunächst der Umstand, dass ich in der französischsprachigen Provinz Québec lebe.

Gasprofi24 - Grillen und BBQ in Kanada - (c) 2013 Ole Helmhausen -2Dass meine frankokanadischen Nachbarn jagen und ihr Wildbret – Elch, Hase, Hirsch – besonders gern am Spieß braten, hat nicht nur damit zu tun, dass Wildfleisch zum langsamen Braten zu mager ist. Es ist auch eine alte Trapper-Tradition. Die Größe der Fleischbrocken – oft hängt genug für 20, 30 Gäste, von denen die meisten uneingeladen vorbeikommen, am Spieß – mag ebenfalls typisch franko-kanadisch sein: Die Québécois sind die Latinos des Nordens und dementsprechend gesellig und lebensfroh.

Ein Grill in Kanada mit vielen internationalen Gästen

Doch weil hier viele in mehrsprachigen Haushalten leben, bringt jeder das auf den Grill, was er/sie noch aus der alten Heimat kennt. Die Portugiesen schräg hinter uns grillen Sardinen und Schwertfisch. Die Kolumbianer neben uns legen Chorizo (grobe Bratwurst) und Chicharron (ausgebratener Schweinebauch) auf den Rost, und die Griechen ein paar Häuser weiter mögen Lamm-Souvlaski am liebsten.

Gasprofi24 - Grillen und BBQ in Kanada - (c) 2013 Ole Helmhausen -6Und dieser Schreiber ist für seine deutschen Bratwürste berühmt-berüchtigt, die er im übrigen auf dem wohl einzigen Holzkohlegrill im Viertel zubereitet. Ich darf also mit gutem Gewissen schreiben, dass – zumindest “meine” – Kanadier so gut wie alles grillen, was eine leckere Mahlzeit verspricht. Traditionen und ungeschriebene Regeln wie in den USA gibt es in Kanada nicht. Draussen grillen ist, wie das ganze Land, ein multikulturelles Ereignis, das Freunde und Nachbarn zusammen bringt und oft bis zum Morgen dauert …

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Foto-Credit: (c) 2013 Ole Helmhausen

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