Der sichere Umgang mit Gas, Gasanlagen, Gasgeräten und gasführenden Teilen ist Gebot, gerade im Schadensfall. Eine besondere Herausforderung ist dann allerdings der Umgang mit Schäden, die durch Notsituationen wie Hochwasser, Sturm usw. entstehen. Viele Städte und Gemeinden in Nordrhein-Westfalen mussten sich dieser Herausforderung in den letzten Wochen stellen.
Uns liegt das Thema Sicherheit natürlich besonders am Herzen. Dementsprechend haben wir Ihnen im Folgenden die Antworten auf die häufigsten Fragen und Lösungen in einem Beitrag gesammelt.
Inhaltsverzeichnis
Fragen im Umgang mit Gasleitungen und Gasinstallationen
Welches Rohrmaterial soll ich für Gasleitungen verwenden?
Nach der Überarbeitung der „Technischen Regeln für Gasinstallationen“ (DVGW-TRGI) im Jahre 2018 sind Rohre aus reinem Kunststoff für Gas-Innenleitungen nicht mehr erlaubt. Das schränkt die Wahl auf Mehrschichtverbundrohre (die nur teilweise Kunststoff enthalten) oder metallene Stoffe ein.
In den von uns beschriebenen Sonder- bzw. Notfällen, in denen eine möglichst schnelle Lösung wichtig ist, empfehlen wir Stahlrohre für die Leitungen. Diese sind schneller und sicherer zu verlegen und zudem stabiler.
Kann ich flexible Schlauchleitungen für eine Gasinstallation nehmen?
Wichtig für Gasleitungen in Innenräumen: Verwenden Sie eine flexible Schlauchleitung nur auf maximal 40 cm Länge. Danach muss eine starre Rohrleitung beginnen. Das schreibt das DVGB-Regelwerk so vor, und zwar aus gutem Grund. Denn das gummierte Material eines Schlauchs ist insgesamt deutlich schadensanfälliger als Rohrleitungen. Gerade wenn die Schlauchleitung länger ist, kann es durch kleine Leckagen am Schlauch zu unkontrolliertem Gasaustritt und -ansammlung kommen. Daraus entsteht die Gefahr einer Verpuffung.
Denken Sie bitte auch daran: Gasschläuche müssen im Privatbereich alle 8-10 Jahre getauscht werden.
Kann ich eine Gasinstallation auch selber durchführen?
Auch Privatpersonen können entsprechende Installationen vornehmen. Wichtig hierbei: Prüfen Sie nach Fertigstellung die komplette Anlage auf Leckagen. Verwenden Sie dazu entsprechende, im Handel erhältliche Lecksuchsprays. Eine Absprache mit dem Installateur ist allerdings immer sinnvoll. Bei komplexeren Anlagen empfehlen wir Ihnen, diese direkt durch entsprechendes Fachpersonal installieren zu lassen.
Was muss ich beachten, wenn ich eine Gasinstallation selbst einbaue?
Bei einer entsprechenden Installation ist wichtig zu wissen, wie viele Gasgeräte zum Einsatz kommen bzw. wie viel kW Leistung diese haben. Das entnehmen Sie der Betriebsanleitung oder lesen es direkt am Typenschild ab.
Die Leistung beeinflusst die Durchflussmenge, die ein Regler benötigt, um mehrere Thermen oder andere Gasgeräte gleichzeitig betreiben zu können. So ist sichergestellt, dass die Gasflaschen im dauerhaften Hochbetrieb nicht einfrieren und die Gaszufuhr nicht unterbrochen wird. Bis zu einer Leistung von 18kW reichen einfache Gasdruckminderer mit einer maximalen Durchflussmenge von 1,5 kg/h.
Provisorischer Einsatz von Gasflaschen – was ist zu beachten?
Wie lange kann ich mit einer Gasflasche heizen?
Beachten Sie stets, wie lange man mit der vorhandenen Gasflasche heizen kann, um einen Leerlauf zu vermeiden. Als Richtwert: Eine Gesamtleistung von 13kW entspricht etwa dem Verbrauch von 1 kg Gas in der Stunde. Einfache Niederdruckregler lassen max. 1,5 kg/h an Gas hindurch. Für Geräte, die mehr beanspruchen, ist ein größerer Regler zu verwenden.
Wie viel Gas ist noch in der Flasche enthalten? Dafür gibt es mehrere Möglichkeiten. In unserem Artikel “Füllstand einer Gasflasche messen” finden Sie weitere Informationen dazu.
Was sind die Vorteile einer Zweiflaschenanlage?
Sollte keine Möglichkeit bestehen, einen Gastank zu integrieren, kann man sich mit einer sogenannten Zweiflaschenanlage behelfen.
Die große Stärke der Gasversorgung mit zwei Flaschen liegt in ihrer durchgehenden Versorgung der angeschlossenen Verbraucher. Nähert sich eine Flasche dem Ende, kann die zweite Flasche weiterhin die Versorgung übernehmen, während Sie die erste (leere) Flasche tauschen. Das vermeidet eine Unterbrechung der Gaszufuhr. In unserem Blogartikel zur Umschaltautomatik für Gasflaschen erfahren Sie mehr zu dem Thema.
Wann benötige ich eine Zweiflaschenanlage?
Wenn die angeschlossenen Gasgeräte mehr als 1,5 kg/h an Gas benötigen (also mehr als 19 kW an Gesamtleistung pro Stunde), sollten Sie von einer auf zwei Flaschen umrüsten. So vermeiden Sie das Einfrieren der Gasflasche und die Unterbrechung der Gaszufuhr.
In diesem Fall benötigen Sie wie erwähnt einen Regler, der natürlich auch mehr als 1,5 kg an Gas pro Stunde abgibt. In diesem Fall greifen Sie auf einen 4-kg-Regler zurück. Dieser eignet sich beispielsweise auch ideal, um mehrere Wohnungen eines Mehrfamilienhauses zu versorgen.
Reicht eine Zweiflaschenanlage auch für größere Wohnräume?
Wenn Sie mehrere Wohnungen oder Gasgeräte gleichzeitig versorgen wollen, ist statt einer Zweiflaschen- eine Vierflaschenanlage zu empfehlen. Verwenden Sie bei Zwei- und Vierflaschenanlagen immer mindestens 12-mm-Rohrleitung, damit der Betrieb einwandfrei funktioniert.
Kann ich eine Mehrflaschenanlage in einen Innenraum stellen?
Mehrflaschenanlagen sollten Sie am besten im Außenbereich installieren und die Leitung mittels einer Hauswanddurchführung in den Wohnbereich leiten. Das minimiert das Risiko bei möglichen Gasaustritten und die Lautstärke der Anlage ist weniger störend. Zudem vereinfacht der Standort einen Flaschenwechsel, gerade bei 33-kg-Flaschen.
Wir empfehlen Ihnen, einen Flaschenschrank zu installieren. Dieser schützt vor Diebstahl der Flaschen oder einer Manipulation der Anlage.
Was gilt es zu beachten, wenn ich eine Gasflasche austausche?
Wichtig nach Flaschenwechsel: Prüfen Sie die Anlage auf Leckagen mit einem Lecksuchspray. In unserem Tutorial „Gasregler an Gasflasche anschließen“ finden Sie weitere Hinweise und Tipps dazu.
Außenwandöfen
Was muss ich beachten, wenn ich einen Außenwandofen verwenden will?
Gewährleisten Sie bei der Verwendung eines Außenwandofens unbedingt einen kontinuierlichen Sauerstoffaustausch mithilfe einer Außenwanddurchführung mit Abgasrohren. Mit dem Ofen alleine ist es also nicht getan.
Wichtig ist zudem ein gewisser Abstand von der Wand. Lassen Sie bei der Installation mindestens 5-6cm Platz, um einen Hitzestau bzw. Hitzeentwicklung zu vermeiden und die Durchlüftung zu gewährleisten.
Wichtig: Informieren Sie sich bei Mietswohnungen im Vorfeld darüber, ob der Einsatz eines Außenwandofens überhaupt zulässig ist.
Wie sicher sind Außenwandöfen?
Alle Komponenten eines Außenwandofens unterliegen hohen Anforderungen. Sie enthalten verschiedene Sicherheitseinrichtungen wie:
- Zündsicherungen
- Sauerstoffmangelsicherung
- Flammenüberwachung (Thermoelement)
Bei einer fachgerechten Installation von einem Experten, der ordnungsgemäßen Nutzung und regelmäßiger Wartung sind Außenwandöfen also sichere und flexible Gasgeräte.
Gasheizungen
Was mache ich, wenn in meine Gasheizung Wasser eindringt oder unter Wasser steht?
Schalten Sie Ihre Anlage ab und trennen/sperren Sie die Gaszufuhr. Bevor Sie das Gerät wieder einschalten, lassen Sie es unbedingt von einem Experten (Heizungs-/Installationsfachbetrieb) prüfen. Wasserschäden können Heizungen schwer beschädigen. Bei einer vollständigen Überflutung ist womöglich der komplette Austausch notwendig. Vergessen Sie außerdem nicht, Ihre Versicherung zu kontaktieren.
Wie kann ich zukünftig Hochwasserschäden an meiner Gasheizung vermeiden?
Grundsätzlich sind Räume, in denen sich Gaszähler, Gasheizung usw. befinden, vor eindringendem Wasser/Hochwasser zu schützen.
Sofern möglich, sollten Sie die entsprechenden Gasgeräte rechtzeitig und planmäßig ausschalten (lassen). Auch die Gasleitung ist zu schließen. Lassen Sie diese Schritte bitte durch entsprechende Fachfirmen durchführen. Schaffen Sie nicht ortsfeste Gegenstände, die sich im selben Raum befinden, an einen anderen Platz oder sichern Sie sie so, dass keine Schäden entstehen.
Bei einer Neuplanung der Heizanlage ist gegebenenfalls zu prüfen, die Gasheizung in das Dachgeschoss zu verlegen.
Gaslecks
Wie erkenne ich ein Gasleck?
Ein Gasleck bemerken Sie vor allem durch einen unangenehmen, fauligen oder beißenden Geruch. Propan- und Erdgas selbst sind geruchlos, damit ein Austritt aber bemerkbar wird, mischen die Versorger entsprechende Geruchsstoffe bei (Odorierung).
Was muss ich tun bei einem Gasleck/Gasgeruch?
- Ruhe bewahren
- Kein Feuer (Zigaretten, Kerzen etc.) und Funken vermeiden – nicht innerhalb der Räumlichkeiten telefonieren
- Gashahn schließen, sofern einfach erreichbar – Keller jedoch nicht betreten
- Fenster und Türen öffnen, damit das Gas entweichen kann
- Bewohner alarmieren – elektrische Klingeln vermeiden
- Haus/Wohnung verlassen
- Feuerwehr (112) anrufen – erst nachdem Sie die Räumlichkeiten verlassen haben
- Gaslieferanten informieren, sofern die Feuerwehr das nicht übernommen hat
Gibt es körperliche Symptome bei Gasaustritt?
Bei einem Gasleck besteht die Möglichkeit einer Gasvergiftung durch eine zu hohe Konzentration von Kohlenmonoxid. Typische Symptome dafür sind:
- Übelkeit
- Schwindel
- Herzrasen
- Kopfschmerzen
- Benommenheit
- Bewusstlosigkeit
Fazit und weitere Kurztipps zum Umgang mit Gas
Gas ist und bleibt ein Gefahrengut. Wenn Sie aber die wesentlichen Schritte bei Installation und Betrieb beachten und Dichtigkeitsprüfungen durchführen, dann steht dem sicheren Umgang nichts im Wege. Abschließend folgen noch einige allgemeine Hinweise:
- Achten Sie beim Handling mit Gasflaschen darauf, dass diese und die Überdruckventile während des Befüllvorgangs durch den Händler geprüft werden.
- Mobile Heizöfen sind eine weitere Lösung, um kurzfristig überbrücken zu können. Benutzen Sie diese allerdings nur in Räumen, die belüftet sind, und auf keinen Fall unter der Erdgleiche.
- Bei provisorischer Überbrückung mit einem flexiblen Schlauch installieren Sie am besten auch eine Schlauchbruchsicherung, um unkontrollierten Gasaustritt durch Leckagen zu vermeiden.
- Sie benötigen dringend Licht? Als Notlösung bieten sich hier Aufsatzstrahler für Gasflaschen an.
Übrigens: Mehr zum Thema einer möglichen Gasknappheit bei Flüssiggas finden Sie ebenfalls bei uns im GASPROFI Magazin.
Weiterführende Informationen und Quellen zum Umgang mit Gas in Not- und Schadensfällen
- Menschen im Ahrtal sollen sich mit Flüssiggas über den Winter retten – SPIEGEL ONLINE vom 18.08.2021
- Ahrtal: EVM macht Probebohrungen für neue Gasleitungen – Artikel auf swr.de vom 23.08.2021
- Tausende Bewohner im Ahrtal im Winter ohne Heizung – Artikel auf faz.net vom 26.08.2021
- Versorgungsstatus und aktuelle Informationen zum Hochwasser von den Energienetzen Mittelrhein
- Hochwasser-Hilfe und Hochwasser-FAQ in Bezug auf Heizungen von Vaillant
- Informationen zu aktuellen Regeln hinsichtlich Gasinstallationen auf ikz.de
- Anleitung zum Aufbau einer Vierflaschenanlage im GOK-Blog
- Der Fachverband Sanitär Heizung Klima Sachsen-Anhalt gibt Informationen zu Hochwasser und Heizungen
- Sicherheitshinweise bei Hochwasser vom THW Ortsverband Bonn-Beuel