Heute mal wieder etwas aus der Kategorie Kundenfragen an GasProfi24. Vor einigen Tagen erreichte uns eine Mail, in der uns folgende Frage gestellt wurde: “Hallo GasProfis. Ich war vor kurzem mit meiner Frau zum ersten Mal in New York. Faszinierende Stadt, die ihrem Ruf mehr als gerecht wird. Neben den vielen Sehenswürdigkeiten sind uns nach einigen Tagen allerdings auch vereinzelte, vereiste Gasflaschen mit der Aufschrift Nitrogen am Straßenrand aufgefallen. Uns waren diese Stickstoffbehälter ehrlich gesagt ein bisschen unheimlich, zumal sich nicht wirklich jemand darum kümmerte. Können Sie uns da weiterhelfen?”
Natürlich können wir das. Und zur Beruhigung des Fragenden sei gleich zu Anfang klargestellt, dass es sich bei diesen Nitrogen Tanks (dt. Stickstoffflaschen bzw. Stickstofftanks) um nichts handelt, weshalb man sich Sorgen machen müsste. Zwar sehen diese Flaschen teils etwas marode aus und geben mit ihrem Blubbern auch nicht gerade vertrauenserweckende Geräusche von sich. Hier aber Angst zu haben, ist gänzlich unangebracht. Trotzdem rankt sich eine ganze Reihe von Mythen um diese Stickstoffgasbehälter, von denen scheinbar auch viele Einheimische nicht so genau zu wissen scheinen, um was es sich dabei handelt. Grund genug für uns, der Sache nachzugehen.
New Yorks Untergrund ist feucht
Schaut man sich ein bisschen im Internet um, so findet man eine ganze Reihe an Vermutungen und Spekulationen über die Funktion, Aufgabe und Herkunft dieser zumeist silbernen Behälter. Die einen sagen, dass sie zur Reduzierung von schlechten Gerüchen zum Einsatz kommen, andere behaupten, dass damit Ratten bzw. Ungeziefer bekämpft werden sollen und wieder andere meinen, dass dies ein übler Scherz sei, um unschuldige Touristen zu erschrecken. Die Liste der diesbezüglichen Spekulationen und urbanen Mythen ist lang. Allerdings entspricht das meiste davon keineswegs der Wahrheit. Vielmehr hat der flüssige Stickstoff eine wesentlich pragmatischere Funktion. Denn er wird von den Betreibern des New Yorker Telefonnetzes (u.a. Verizon (ehemals Nynex), Time Warner Cable aber auch der örtliche Energieversorger Con Ed) zur Wartung und Pflege der unterirdisch verlaufenden Kabel und Fiberbündel genutzt.
Viele dieser Leitungen sind inzwischen sehr alt und liegen größtenteils unterirdisch, an vielen Stellen auch unterhalb des Grundwasserspiegels. Dementsprechend sind sie extremer und dauerhafter Feuchtigkeit ausgesetzt. Gerade in New York, wo Wärme und Energie vor allem über Wasserdampf in die Häuser und Wohnungen der Stadt transportiert werden, kommt somit ein weiterer Feuchtigkeitsfaktor mit hinzu. Und insofern reicht oftmals schon eine kleine undichte Stelle, um für einen Kurzschluss in diesen ca. 7,5 bis 8 cm, dreigliedrigen Kupferkabeln zu sorgen. Der Stickstoff wird nun dazu genutzt, um diese Feuchtigkeit herauszuziehen und die Kabel und Stränge trocken zu halten.
(…) und wie man es mit Stickstoff trockenlegt
Auf unsere Nachfrage hin bestätigte Verizon, dass viele dieser silbernen 40-Gallonen-Flaschen (entspricht in etwa 151 Litern) im Durchschnitt alle 3 Tage ausgetauscht werden. Der flüssige Stickstoff wird in diesen Flaschen bei einer Temperatur von -148 Grad (–300 Grad Fahrenheit) aufbewahrt und gelangt über einen schmalen Gummischlauch, welcher in der Regel durch die Gully Deckel auf den New Yorker Straßen eingeführt wird, in den Untergrund bzw. in die Ummantelung der Kabelbündel. Dort wandelt das Nitrogen seinen Aggregatszustand zu Gas, welches unter Druck die Feuchtigkeit verdrängt und so die Kabel trocknet bzw. trocken hält.
Weiterhin betonte man seitens des Kommunikationsanbieters aber auch nochmals, dass die New Yorker Nitrogen Tanks vollkommen sicher sind. Sollte einer der Behälter eine undichte Stelle aufweisen bzw. Leck schlagen, würde der Stickstoff zwar entweichen, sich jedoch an der Luft verflüchtigen bzw. einfach vereisen. Obwohl es im Jahr 2006 zu einem folgenschweren Unfall mit einem dieser Nitrogen Tank, der im Rahmen einer Auslieferung zerbarst und dem damaligen Lieferanten einen Arm und beide Beine kostete, besteht für Mensch und Natur hier grundsätzlich keine Gefahr. Dieser Unfall sei der einzige ernsthafte Zwischenfall in den letzten Jahren gewesen. Was hier genau passiert ist, konnten wir aus der Distanz nicht mehr ganz nachvollziehen, hier muss der Stickstoffbehälter aber auf jeden Fall sehr großer Hitze ausgesetzt gewesen sein. Ansonsten noch eine Warnung zum Schluss: Auch wenn die Behälter keine direkte Gefahr darstellen, sollte man die Nitrogen Tanks nicht unbedingt direkt anfassen. Denn diese können so kalt werden (siehe oben), dass man bei Hautkontakt daran festfrieren kann.
Fazit zu den New Yorker Nitrogen Tanks
Mehr konnten auch wir im Zuge unserer Recherchen nicht herausfinden, hoffen aber, dass wir die an uns gerichtete Frage hiermit angemessen beantworten und unbegründete Sorgen beseitigen konnten. Wer von Ihnen demnächst also eine New York Reise unternimmt, sollte mal auf die Nitrogen Tanks achten. Schicken Sie uns ruhig auch Fotos, wir nehmen diese gerne mit in diesen Bericht auf.
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